Auch wenn die ModEurop ColourClubConference in dieser Saison leider nicht wie gewohnt stattfinden konnte, wagen die Design- und Trendexperten Martin Wuttke und Uta Riechers-Wuttke einen Blick in die modische Zukunft. In enger Absprache mit den Kreativen des „inner circle“ des ModEurop Teams wurde jetzt in Berlin die Farbauswahl für die ModEurop ColourCard zur Saison Herbst/Winter 2021/22 getroffen. Die Farbkarte, die aus einer Selektion von über 800 Leder- und Materialmustern aus Deutschland, Italien, Indien und Pakistan entstanden ist, wird Anfang Juni beim Deutschen Schuhinstitut in Offenbach erhältlich sein. Damit sind Kontinuität und vor allem die Arbeit an den neuen Kollektionen der Schuh- und Lederhersteller gesichert.
Was kommt im Winter 2021/22?
Martin Wuttke umschreibt die übernächste Winter-Saison als „einen historischen Re-Mix aus Leidenschaft und Lebensfreude“. Die Mode bewegt sich zwischen Heritage, Charme und subtiler Klassik. Nach der Sportivität lässt sich eine nochmalige Verschiebung hin zu toughen Business-Looks und Klarheit beobachten. Ein fast schon wehrhafter „Historical glamour“ entsteht durch glitzernde und verführerische Details. Der Künstler und Interior Designer Luke Edward Hal, bekannt für seine verspielt romantischen Entwürfe, definiert im Interview mit dem AD Magazin eine der wichtigsten Strömungen: „Die Leute realisieren langsam, dass Minimalismus nicht komfortabel und gemütlich ist – sondern einfach langweilig. Vielleicht, weil in der Welt gerade so viel Unwucht herrscht und sie einfach wieder ein wenig Fantasie brauchen.“ Fest steht: Die globalen Herausforderungen in der Krise werden soziale Veränderungen bringen. In den Kollektionen dreht sich viel um historische Referenzen, teilweise gepaart mit Reduktion. „Opulent, formell und sachlich, aber definitiv frisch“, sagt Wuttke. Er nennt Brokat und schimmernde Ornamente, daneben aber auch starke Statements in Vinyl, Lack und Leder. Dem gegenüber stehen sanfte, organische Oberflächen. Wiederverwertbare Materialien und neue nachhaltige Fasern werden auch weiterhin voranschreiten. Es geht um Entschleunigung, Emotion und hochwertige Produkte mit „Mehrwert“ anstatt nur Fashion. Mode sollte einen inneren Wert haben.
Aus diesen soziokulturellen Entwicklungen definieren sich die drei ModEurop Farbthemen für Herbst/Winter 2021/22: NARRATIVE, FORMATIVE und NORMATIVE. Beim Thema NARRATIVE liegt der Fokus auf Story Telling: Mythen und Legenden im Zusammenspiel mit moderner Stilistik. Looks wie zufällig aus Flohmarkteilen zusammengestellt sind ebenso charakteristisch wie Denim, Fell- und Grunge-Elemente. Farblich treffen zwei Welten aufeinander: einerseits kühle, abgetönte Nuancen; andererseits warme Rot-, Gelb- und Orangetöne. Beide Welten werden durch Antikgold verbunden. Um Superlative und Extreme geht es beim Thema FORMATIVE. Überdimensionierte Proportionen, z.B. Mantelkrägen im Maxi-Format, XXL-Shopper und extrem lange Stiefel sind typisch. Farbkomposition ist neben der Neu-Dimensionierung das Stilmittel Nummer Eins. Die Basis bildet ein Triumvirat aus Weiß, Schwarz und Betongrau. Utlity-Nuancen ergänzen das neutrale Farbbild. Pink, Rot und Mazarin Blue signalisieren Stärke und Strahlkraft. Bei den Materialien heißt die Maxime Bewegung: Flechtungen, Fransen, Matt/Glanz-Kontraste und Prägungen setzen Akzente. Eine neue Realität, die den Blick in die Vergangenheit mit einer Prise Zukunftsszenario verknüpft, umschreibt das Thema NORMATIVE. Im Zentrum stehen Klassiker wie Dufflecoat, Cape und Kostüm. Vielfalt bei Volumen und Saumlängen: von schmal bis ausgestellt und von Mini bis Maxi ist alles möglich. Bei den Farben spiegeln mattierte Braunnuancen den Retro-Charakter. Moderne hält über Türkis, grünes Curry und Rot/Rosa/Violett-Töne Einzug. Die Materialvielfalt mutet wie ein Raubzug durch die Archive der Epochen an: Tapeten und Tapisserie-Einflüsse sorgen neben Satin, Samt und Paisley für Dramatik. Fantasievolle Echsenprägungen punkten durch neue Farbigkeit. Lack und schillernde 3D-Effekte bleiben wichtig.
In dieser Saison unterstützen uns folgende Partner: